Schon in Klassikern wie in Alfred Hitchcocks „Rear Window“ (Das Fenster zum Hof, 1954) ist das Beobachten fremder Menschen ein zentrales Thema. Dem Unbekannten von nebenan eine eigene Geschichte zu schenken, ohne dabei seiner Kreativität Grenzen zu setzen. Konträr zum beinahe tragischen Ende in „Rear Window“, wird hier liebevoll die Geschichte zweier Jugendlicher erzählt, die sich kaum kennen. Das sonntägliche Beobachtungsritual von P und Max wird durch die rezipierende Haltung der Zuschauer:innen um eine dritte Ebene erweitert. So werden nicht nur Max‘ angedeutete Gefühle, seine Schüchternheit und unterschwellige Einsamkeit zum Thema, sondern auch das Anderssein. In „Sonntage mit P“ wird die schillernde, unergründbare Persönlichkeit der Protagonistin P aus der Sicht des eher unscheinbaren Max erzählt. Er weiß nicht viel über sie, aber genug, um ihrer direkten Art und ihrem unbändigen Charme erlegen zu sein.
Das Drehbuch zu „Sonntage mit P“ entstand im Rahmen der Übung „Filmischer Modellversuch“ des Studiengangs Filmwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in dem die Studierenden eigene Herzensprojekte realisieren sollen. Dabei wurden zum Thema Groß | Stadt | Klein Drehbücher verfasst. „Sonntage mit P“ setzte sich neben drei weiteren unter den insgesamt 20 Drehbüchern durch.
Ziel des Kurses ist die Umsetzung eines Kurzfilms, um die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Dabei steht die Zusammenarbeit im Team und das Erproben von Arbeitsweisen und Konzepten im Mittelpunkt der Durchführung. Letztlich ist das Projekt aber eine Liebeserklärung an das Beobachten, das Erfinden von Geschichten und Persönlichkeiten und sicher auch ein Plädoyer fürs Anderssein.